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Interview: Mit Ernst Holzmann - Erfolgreiche Strategie und begeisternde Führung

Ernst Holzmann Redner Management

Was Unternehmen aus dem Fußball lernen können, unsere Weltmeister und Jogi Löw als Vorbild

Herr Holzmann: Unternehmensstrategie und Fußball. Das ist wohl eine gewagte Verbindung. Wie kommen Sie darauf?
Eigentlich liegen die Ähnlichkeiten auf der Hand. In beiden Lebenswelten (Wirtschaft und Mannschaftssport) gelten für den Erfolg die gleichen Faktoren: Motivierende Ziele, ein klares Konzept, ein Team formen und führen und Entscheidungen treffen.

Das klingt ja relativ einfach und einleuchtend. Aber trotzdem ist es doch ein großer Unterschied, ob ich als Vorstand einen DAX-Konzern leite oder ob ich Vorstand beim FC Bayern bin.
Das stimmt zum Teil. Wobei der Fußball noch mehr Tagesgeschäft ist und natürlich von viel mehr Emotionen lebt. Vielleicht ist es aber im Fußball tatsächlich noch etwas schwieriger, weil ich dort als Verantwortlicher an der Spitze sowohl für den wirtschaftlichen als auch für den sportlichen Erfolg sorgen muss. Mir hilft es dabei nicht, in einer Saison Meister zu werden, aber ein Jahr darauf Insolvenz anmelden zu müssen, weil ich den Spielerkader nicht mehr finanzieren kann.

Ein Interview mit Ernst Holzmann - Redner zum Thema Management

Das mit Fußball und Emotionen kann man ja tatsächlich jeden Spieltag live im Stadion oder vor dem Fernseher verfolgen. Gibt es denn sonst noch Parallelen, zum Beispiel beim Umgehen mit den unterschiedlicher Interessengruppen?
Auch hier sind die Anforderungen identisch. Sowohl in Unternehmen als auch in Fußballvereinen muss ich die Kunst beherrschen mit Kapitalgebern, Mitarbeitern, der Öffentlichkeit, den Entscheidungsorganen oder der Politik umgehen zu können. Ich nehme mal als Beispiel den ehemaligen Trainer des FC Bayern München, Louis v. Gaal. Der war bestimmt ein exzellenter Fachmann, hatte Erfolg, eckte aber bei jeder Gelegenheit mit dem Vorstand und der Presse an. Wie dieses Engagement endete ist bekannt.

Nun zurück zur Strategieentwicklung. Wie geht man dabei konkret vor und was sind die wichtigsten Schritte.
Aus meiner Erfahrung steht an erster Stelle eine klare Bestandsaufnahme der eigenen Situation. Was sind meine Wurzeln, was ist meine Identität, wo liegen meine besonderen Stärken, welche Ressourcen (finanzielle Mittel und Menschen) stehe mir zur Verfügung und wer sind meine speziellen Wettbewerber. Auf Basis dieser Analyse gilt es dann die entsprechende Strategie konsequent an den eigenen Stärken auszurichten und sich im Markt zu fokussieren.

Gibt es dazu erfolgreiche Beispiele aus dem Fußball und was wurde dabei besonders gemacht?
Ein Lehrbeispiel für mich ist die Entwicklung von Borussia Dortmund ab 2008. Der Verein kämpfte damals um´s Überleben und stand kurz vor der Insolvenz. Aber wie es so oft mit Krisen ist, diese zwingen einen zum Nachdenken und Not macht erfinderisch. Die Borussen um Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc erkannten ganz klar, dass ihr wahres Kapital die begeisterungs- und auch leidensfähigen Fans sind und vor allem die exzellente Jugendarbeit.

Das heisst der damalige Einbau von jungen Spielern wie Götze, Schmelzer, Sahin und Großkreutz war sowohl der finanziellen Not geschuldet als auch Teil des Konzeptes.
Genau. Speziell die Rückhol-Aktion von Kevin Großkreutz war genial. Er bildete nämlich die Brücke zwischen Fans und der Mannschaft, weil er noch als Jugendlicher auf der Süd-Tribüne stand und symbolisierte die „Malocher- und Kumpel-Mentalität“ des Vereines und der Region.

Dann war die damalige Verpflichtung von Jürgen Klopp wohl auch kein Zufall, sondern schon mit Bedacht getätigt?
Aus meiner Sicht eine ganz klare strategische Entscheidung. Schließlich machen Menschen den Unterschied, egal ob auf dem Platz oder im Büro. Der Verantwortliche muss zur Mannschaft, der aktuellen Situation und den avisierten Zielen passen. Die Verpflichtung von Jürgen Klopp war das „Tüpfelchen auf dem I“, weil er speziell eine junge Mannschaft formen und begeistern konnte, und gleichzeitig aus jeder Pore den damals propagierten Slogan „Echte Liebe“ ausstrahlt.

Bleiben wir einen Moment bei Borussia Dortmund und den vergangenen Erfolgen und der  erneuten Krise. Was ist denn da zwischenzeitlich passiert und was können Unternehmen daraus lernen.
Wie so oft werden die meisten Fehler in der größten Stunde des Erfolges gemacht. Es war ja klar, dass der FC Bayern nicht tatenlos zuschauen wird, wie ihm ein anderer Verein die Titel wegschnappt. Bewusst wurden die besten Spieler (Götze und Lewandowski) weggelockt und absolute Weltklasse-Spieler aus anderen Vereinen verpflichtet. Das heisst, an die Spitze zu kommen ist schon schwierig, aber dort zu bleiben ist noch viel schwieriger. Bei Borussia Dortmund wurde aus meiner Sicht in den letzten Jahren der erfolgreiche Kurs „Jugend forscht“ etwas verlassen und es wurde zu sehr versucht, mit den ganz Großen mitzuhalten, ohne die entsprechenden finanziellen Voraussetzungen zu haben.

Bedeutet dies denn, dass man nur dann Meister werden kann – egal ob auf dem grünen Rasen oder in Unternehmen – wenn man auch die finanziellen Mittel dafür hat?
Auch mit viel Geld kann ich nicht einen fehlenden Plan, fehlende Kompetenz und Zusammenhalt in der Führungsmannschaft ausgleichen. Sonst würden doch heute nicht der SC Paderborn oder die Freiburger in der Bundesliga spielen und auf der anderen Seite der HSV und die Stuttgarter gegen den Abstieg kämpfen.

Sie haben vorher gesagt, dass Menschen den Unterschied ausmachen, gerade in Führungspositionen. Nun wird ja heute so viel über die sog. Generation Y (nach 1980 geborene) und deren Ansprüche an die Arbeitswelt gesprochen. Was ist denn anders bei dieser Generation und wie motiviert und führt man diese?
Ich bin ein überzeugter Anhänger der Prinzipien „Fördern durch Fordern“ und als Chef Vorbild sein. Nehmen Sie nur einmal unsere Weltmeister und Jogi Löw als Beispiel. Das Team ist ein perfektes Abbild der Generation Y und Jogi Löw hat genau verstanden, wie er diese Mannschaft führen und motivieren musste. Die jungen Menschen suchen heute noch mehr wie früher eine sinnvolle Arbeit, bei der man sich entfalten kann und die auch Spass macht. Der Chef von heute gibt eher das „Was“ vor – also das gemeinsame Ziel – und überlässt das Wie der Mannschaft. Er erteilt nicht mehr nur stur Anweisungen, lässt Freiräume zu und gibt Rückhalt. Oder wie im Fußball. Da gibt der Trainer auch den grundsätzlichen Rahmen vor, erarbeitet mit der Mannschaft die Strategie und Taktik, bestimmt die Spielpositionen, stürmt aber nicht bei jedem Angriff mit aufs Feld.

Und wie motiviert der Chef von heute, ist denn nicht die Siegprämie oder die Gehaltserhöhung das ausschlaggebende Motiv.
Menschen, egal auf dem Platz oder im Büro, arbeiten zwar für  Geld, aber nicht ausschließlich. Und dies ist übrigens davon unabhängig ob wir von der Generation Y oder X, d.h. meiner Generation, sprechen. Nehmen Sie z.B. die Ansprache von Jogi Löw vor dem Endspiel gegen Argentinien: „Ihr müsst heute so viel geben wie noch nie, dann werdet ihr das erreichen, was ihr noch nie  hattet!“ Oder wie er Mario Götze vor seiner Einwechslung motivierte: „Zeig der Welt, dass Du besser bist als Messi!“
Diese Sehnsucht nach etwas Außergewöhnlichem, der Wunsch Teil eines „ganz Großen“ zu sein, Beachtung zu finden, gemeinsam mit Kollegen/innen etwas Besonderes zu erreichen, treibt Menschen oft mehr an, als nur das normale Monatsgehalt. Und dass man natürlich nach erreichten Erfolgen kräftig feiern sollte, versteht sich von selbst.

Sie haben über begeisternde Führung, Motivation und Vorbild sein gesprochen. Ist das nicht verdammt schwierig, gerade wenn man Entscheidungen zum Nachteil eines Spielers oder Mitarbeiters treffen muss.
Respektvoller Umgang ist für mich eine der wichtigsten Führungseigenschaften. Nehmen wir dazu auch ein Beispiel von der Weltmeisterschaft, nämlich Per „Wat woll´n se denn-Mertesacker. Mit seiner Reaktion - nämlich die volle Unterstützung der Mannschaft von der Ersatzbank aus -  hat er gezeigt, wie wichtig es bei erfolgreicher Mannschaftsführung ist, alle Beteiligten „mitzunehmen“, besonders auch bei Misserfolgen. Respektvolles Umgehen bedeutet nach meinen Erfahrungen aber nicht „in Watte packen“ oder „Weggucken“. Bei Fehlverhalten und/oder mangelnder Leistung bedarf es klarer Worte, aber hier ist das „Wie“ entscheidend. Emotionen sind fehl am Platz, das Trennen von Ergebnis und Leistung, sachliche Argumentation, das Aufzeigen von „Soll und Ist“ und das Anbieten von Lösungs- und Verbesserungsmöglichkeiten stehen im Mittelpunkt.

Könnte man den abschliessend tatsächlich sagen, dass der Gewinn des WM-Titels eine Blaupause für für erfolgreiche Strategie und Jogi Löw als Vorbild für begeisternde Mannschaftsführung gelten kann?
Auf jeden Fall. Angefangen von der inspirierenden Zielsetzung („Wir wollen Weltmeister werden“) bis hin zum Setzen auf eigene Stärken, wie z.B. das Spielen mit einer „falschen Neun“ und mit Manuel Neuer als „Manni dem Libero“. Oder die perfekte Mischung im Team zwischen Talenten wie Mario Götze und erfahrenen Spielern wie Miro Klose. Das Entwickeln des Mannschaftsgeistes und Leidenschaft im Tun auf dem Platz, siehe Bastian Kampf-Schweinsteiger. Oder zusammengefasst: Brasilien hatte Neymar, Portugal Ronaldo, Argentinien Messi. Wir aber hatten eine Mannschaft und jetzt auch noch den vierten Stern.

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